Mum's life

Das Leben zwischen Prosecco und Mutterschaft

Ich habe Besuch von meiner Freundin aus Hamburg und wir unterhalten uns über so viele Dinge. Wir kennen uns seit 20 Jahren und unsere Freundschaft hat uns schon durch so einige Themen getragen.

Wir quatschen. Lassen die letzten Jahre Revue passieren und landen unweigerlich bei unseren Kindern. Ich muss konkreter werden: bei unserer Mutterschaft.

Wir sind in unterschiedlichen Lebensphasen Mutter geworden. Sie zum Ende ihres Studiums, ich als späte Mama. Ihr Sohn kommt langsam in die Pubertät, meine Tochter ist im Kleinkindalter. Sie ist seit sieben Jahren alleinerziehend, meine Tochter wächst mit Mama und Papa in einem Haus auf.

Wir haben unterschiedliche Themen. Es wird leichter, sagt sie (einige Dinge werden leichter, sagt sie. Z.B. kann sie seit einigen Jahren wieder ausschlafen und muss ihr Kind nicht permanent beschäftigen. Es kommen dafür andere Themen. Der erste Liebeskummer zum Beispiel oder aber die ersten Erkenntnisse ihres Sohnes darüber, dass das Leben nicht immer Spaß macht. Wir hingegen sind mitten in der Autonomiephase.

Eines aber eint uns: die teilweise kritische Auseinandersetzung mit unserer Mutterschaft. Wir lieben unsere Kinder, keine Frage. Das ist auch nie das Thema. Sie sind wunderbar und wir sind gerne Mutter.

Mutter zu sein ist toll. Mutter zu sein ist sauanstrengend. Es ist die größte Herausforderung unseres Lebens.

Wir tauschen also nette und lustige Anekdoten unserer Kinder aus. Wir sprechen aber auch ehrlich darüber, woran wir struggeln. Wie sehr wir unterschätzt haben, wie wenig Selbstbestimmung wir noch haben, zum Beispiel. Es wird besser, sagt sie. Dafür kommen andere Themen.

Wir unterhalten uns über Sorgen und Ängste. Die Intensität bleibt gleich, auch wenn es andere Situationen sind. Wir sprechen über die Befürchtung, zu versagen und unseren Kindern nicht zu genügen. Etwas falsch zu machen, was wirklich prägend sein kann. Wir wissen, dass dies völliger Quatsch ist, denn rational ist uns klar, dass es nie um perfekte Elternschaft geht. Kinder brauchen authentische Eltern, keine perfekten. Emotional fühlt es sich trotz allem Wissen manchmal anders an. Wir sind beide Pädagoginnen. Wir beschäftigen uns beide mit Haltung und Achtsamkeit, sowohl privat als auch beruflich. Wir sind kritische, erwachsene und emanzipierte Frauen. Und trotzdem tappen wir in diese Falle.

Es geht um Schuldgefühle. Gefühle, die wir haben, wenn wir genervt sind von Situationen mit unseren Kindern. Froh sind, wenn sie endlich im Bett sind und es genießen, wenn wir Zeit nur für uns haben. Diese Zeit ist uns wichtig, wir brauchen sie beide. Und trotzdem ist da dieses winzige Gefühl, das an uns nagt und klitzekleine Zweifel sät, einem völlig abstrusen, überholten Bild von Mutterschaft nicht zu genügen.

Was für ein Schwachsinn.

Das ist anstrengend, das ist eigentlich blanker Wahnsinn. Wir wissen, dass wir unser Bestes geben. Nicht jeden Tag, das geht auch gar nicht. Aber in Summe. Wir machen es so gut wir können und haben eine Idee davon, wie wir unsere Kinder begleiten möchten. Unseren Kindern geht es gut, sie gehen ihren Weg bzw. entwickeln sich zu autonomen Persönlichkeiten. Wir haben tolle Kinder. Wir sind tolle Mütter. Wir möchten diesem gesellschaftlich überholten Bild von Mutterschaft gar nicht entsprechen.

Wie ambivalent Mutter sein doch ist.

Wir unterhalten uns den ganzen Abend. Wir trinken Rotwein dazu. Wir vermissen teilweise unsere Freiheiten. Wir möchten unsere Kinder niemals missen. Aber Mutter zu sein verändert alles. Ins Positive. Ins Nachdenkliche. Und nicht alles ist schön.

Das dürfen wir nur nicht laut aussprechen. Wir tun es aber trotzdem. Und das sollten viel mehr Frauen tun.

Einige machen das auch. Schreiben Bücher und Artikel darüber. Das ist großartig. Und so wichtig!

Wir würden uns aber wünschen, wenn es auch Thema auf den Spielplätzen ist. Unter Freundinnen. Innerhalb der Generationen. Stattdessen erleben wir oft eine Blase an heiler Welt, die hübsch in Worte gepackt sind.

Mag sein, dass nicht jede Mutter diese Gedanken und Gefühle hat, wir maßen uns nicht an, für alle zu sprechen. Wir sind aber überzeugt davon, dass viel mehr Mütter mit ihrer Rolle hadern oder zumindest öfter an ihre Grenzen kommen, als sie zugeben würden.

Wir brauchen den Dialog. Wir brauchen ein realistisches Bild von Mutterschaft. Wir müssen darüber sprechen, ein Netzwerk bilden, uns gegenseitig unterstützen.

Bereuen wir es, Mütter geworden zu sein? Nein. Wünschen wir uns manchmal die Leichtigkeit zurück, die wir hatten, bevor wir Kinder hatten? Ja.

Bereuen wir es, Mütter geworden zu sein? Nein. Hätten aber gerne viel mehr Selbstbestimmung, als wir in Summe haben.

Bereuen wir es, Mütter geworden zu sein? Nein. Ersticken aber manchmal an der Last der Verantwortung, die wir für ein kleines Wesen haben.

Wir sind gerne Mütter. Wir sind aber auch gerne Partnerin, Freundin, wir selbst. Manchmal ist es schwer, das auch vollumfänglich und mit Leichtigkeit zu sein.

Kinder zu haben ist nichts für Feiglinge. Mutter zu sein ist die schönste Rolle, die wir je innehatten. Sie ist aber auch die Schwerste.

Der Rotwein ist fast leer. Unsere Gedanken zu diesem Thema noch lange nicht.

Wir freuen uns auf den Dialog und Austausch mit euch. Wir würden dieses Thema gerne mit euch diskutieren.

Alles Liebe,

Barbara und Nicola

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