DER KLEINE WEIHNACHTSBAUM

Es war einmal ein kleiner Weihnachtsbaum, der ganz aufgeregt war, denn er hatte eine große Aufgabe: er alleine durfte als Weihnachtsbaum in eine Kita ziehen um staunende Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Dort angekommen wurde er erstmal schön herausgeputzt und stand dann schön geschmückt mitten in der großen Eingangshalle.

Er verbrachte dort fast 3 Wochen und jeden Tag hatte er etwas anderes zu erzählen. Kinder, die um ihn herumsaßen und Weihnachtslieder sangen, Eltern, die den schön geschmückten Baum bestaunten, Erzieher und Erzieherinnen, die jedes Mal lächelten, wenn sie am Baum vorbeiliefen. Ach, das war eine großartige Zeit!

 Der kleine Baum fühlte sich als etwas ganz Besonderes und war sehr stolz auf diese großartige und verantwortungsvolle Aufgabe. Er konnte es kaum erwarten, bis das richtige Weihnachtsfest kam. Schließlich hatte er in der Weihnachtsbaumschule gelernt, dass gerade an Heiligabend der Baum eine ganz wichtige Rolle spielt. Je näher der große Tag rückte, umso aufgeregter wurde er. Ganz gespannt zählte er schon die Tage. Ob wohl viele Geschenke unter ihm liegen würden?

Langsam war es soweit. Bis Heiligabend waren es nur noch vier Tage. Alle Menschen waren schon ganz aufgeregt. Die Kinder saßen um ihn herum, sangen noch mal Lieder und aßen Plätzchen.

Dann wurde es plötzlich ruhiger. Das kannte der kleine Baum aber schon. Die Kinder verließen irgendwann die Kita und schliefen zu Hause. Am nächsten Tag kamen sie dann wieder und begrüßten ihn freudig. Das war mit das Schönste am ganzen Tag.

Heute aber war irgendetwas anders. Es waren kaum noch Kinder in der Kita und plötzlich standen Erwachsene um ihn herum. Nicht aber, um ihn zu bestaunen und zu bewundern. Nein! Halt! Was machten die denn da?

Plötzlich fingen sie an, seine wunderschöne Dekoration einfach abzunehmen! Die ganzen Sterne, die Figuren, die Lichter! Der kleine Baum verstand die Welt nicht mehr.

Dann aber kam ihm ein toller Gedanke: bestimmt schmückten die Menschen ihn ab, um ihn dann für das große Fest besonders schön herauszuputzen! Ja, so musste es sein! Der kleine Baum war schon ganz aufgeregt, in welcher Pracht er wohl am Heiligen Abend erstrahlen würde.

Doch die Menschen verhielten sich sonderbar.

Der kleine Baum hörte genau hin und konnte Sätze wie „was machen wir denn jetzt nun mit diesem Baum?“ und „wir freuen uns alle auf die Ferien, wir sehen uns in 2 Wochen wieder“ verstehen.

Wie bitte? Wir sehen uns in zwei Wochen wieder? Aber da ist Heiligabend doch schon längst vorbei! Wie konnte das nur sein?

Langsam begriff er. Die Kinder würden Weihnachten ohne ihn feiern. Alle würden Weihnachten ohne ihn feiern. Und er wäre ganz allein.

Der kleine Baum wurde plötzlich ganz traurig und fing bitterlich an zu weinen. Er verstand seine kleine Welt einfach nicht mehr. Er hatte sich doch so sehr auf Heiligabend gefreut Er war immer für die Kinder da, er konnte es kaum abwarten, bis ER der Weihnachtsbaum an Heiligabend sein würde

Und nun sollte er einsam und traurig in der Kita Weihnachten verbringen? Ganz nackt, wie er war? Ohne strahlende Kinderaugen? Ohne auch nur ein kleines Päckchen unter ihm?

Irgendwann wurde es dunkel und der kleine Baum weint sich in den Schlaf. Als er am nächsten Morgen erwachte, hoffte er inständig, dass er das alles nur geträumt hätte. Er sah an sich herunter und fand sich – nackt vor. Die Kita war kalt und leer. Keine Kinder kamen, um ihn zu begrüßen.

Ach, seufze der kleine Baum, das habe ich nicht nur geträumt. Sogleich kamen ihm wieder die Tränen.

Doch halt! Was war das? Er hörte, wie sich die Kita Türe aufschloss.

Herein kamen ganz vorsichtig zwei Kinder. Diese Kinder kannte er noch gar nicht. Das waren keine Kinder, die normalerweise die Kita besuchten. Nein, es waren zwei Kinder, die er vorher noch nie gesehen hatte.

Ehrfürchtig standen sie vor ihm. „Das ist der schönste Baum, den ich je gesehen habe“ flüsterte der kleine Junge. „Aber er ist ja noch ganz nackt“ rief das kleine Mädchen.

Plötzlich tauchte hinter den Beiden die Mutter der Kinder auf.

„Das ist also unser Weihnachtsbaum!“ lächelte sie mit Tränen in den Augen.

„Mama, du hast doch gesagt, dass wir uns dieses Jahr keinen Weihnachtsbaum leisten können?“ fragte das kleine Mädchen ganz leise.

„Das habe ich, ja. Da wusste ich aber noch nichts von diesem zauberhaften kleinen Weihnachtsbaum, der hier in der Kita auf uns warten würde. Denn wisst ihr was? Ich habe geträumt, dass dieser Baum ein neues Zuhause sucht, da die Kita in die Weihnachtsferien geht. Ich musste unbedingt herausfinden, ob mein Traum Wirklichkeit werden würde – und da steht er tatsächlich!

Zu unserem Glück war gerade der Hausmeister mit seinem großen Herz da und ließ uns herein.

Träume können also manchmal wahr werden!

Wir werden den Baum mit nach Hause nehmen und ihn liebevoll mit den vielen Sachen, die ihr für ihn gebastelt habt, schmücken. Das wird ein wundervolles Weihnachtsfest!“

Und so kam es, dass der kleine Weihnachtsbaum, der in den Wochen vor Weihnachten schon so viele Kindergarten-kinder verzaubert hat, am Heiligabend, dem wichtigsten Fest für einen kleinen Weihnachtsbaum, eine kleine Familie glücklich machte.

Selig und müde von dem großen Tag schlief er zufrieden in die Nacht zum ersten Feiertag.

„Das war das schönste Weihnachtsfest, dass ich mir vorstellen konnte“ murmelte er schläfrig.

Gute Nacht, kleiner Baum.

Frohe Weihnachten.

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